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02. Mai 2012 | AUSBILDUNG

Fördern ohne zu überfordern

"Fördern ohne zu überfordern" - so lässt sich die Trainerfortbildung des IPZV zusammenfassen, die Mitte März auf dem Islandpferdehof Töltmyllan stattfand.

Die rund 20 Trainer C und B näherten sich dem Thema aus zwei scheinbar grundverschiedenen Richtungen: Der Sportpsychologe Moritz Anderten von der Deutschen Sporthochschule Köln beschäftigte sich in seinem Vortrag mit dem Verhältnis zwischen Reitern und Trainern. Ziel war es dabei, die Vermittlungskompetenz der Trainer zu verbessern: Wie lässt sich der Leistungsstand eines Sportlers richtig einschätzen? Wie kann der Reitlehrer auf Basis dieser Einschätzung die nächsten Lernschritte richtig planen und erfolgreich umsetzen? Die Teilnehmer erfuhren hier unter anderem, wie wichtig auch aus psychologischer Sicht die Vermeidung von Überforderung ist und wie stark sich auch kleine Erfolgserlebnisse auf die Motivation und Fähigkeit zu lernen auswirken.

Biomechanik beim Islandpferd
Beim zweiten Referenten stand dann das Pferd im Mittelpunkt: Guy Blom, Physiotherapeut aus den Niederlanden, demonstrierte anschaulich biomechanische Gegebenheiten im Bewegungssystem des Islandpferdes und erläuterte anschaulich die Auswirkung verschiedener Reit- und Trainingsmethoden auf den Pferdekörper. Unterstützt wurde Guy Bloom dabei von seiner Tochter Yoni, die selber als erfolgreiche Reiterin im internationalen Sport unterwegs ist und die Überlegungen aus dem Vortrag im Sattel umsetzte.

Yoni hatte zu diesem Zweck zwei Pferde mit nach Lindlar gebracht: Ein 6jähriger Isländer, bei dessen Ausbildung von Anfang an auf eine korrekte, gesundsheitserhaltende Reitweise im biomechanischen Sinn geachtet wurde, präsentierte sich kooperativ und ausgeglichen und nutzte die beim Reiten immer wieder eingebauten Erholungsphasen aus. Sein 14jähriger Kollege, der vermutlich schon als junges Pferd beim Einreiten überfordert worden war, zeigte sich im Vergleich dazu - trotz derselben vorsichtigen Reitweise wie beim 6jährigen - immer wieder festgehalten im Rücken und deutlich auf der Hand. Guy Bloms Kommentar zu diesem Pferd: "Immer unter Spannung reiten geht eben nicht!"[nbsp]

IPZV-Ausbilderin Silke Feuchthofen sorgte für die Verknüpfung der Vorträge mit den Inhalten der IPZV-Trainerausbildung und kommentierte die Demonstrationen im Sattel, um eine schnelle und fachlich sichere Einordnung des Gesehenen zu gewährleisten.

"Optimale Verbindung"
Marion Heib war mit ihrer letzten Trainerfortbildung als Verantwortliche für das Ausbildungsressort des IPZV rundum zufrieden: "Ich denke, dass sich unter der gemeinsamen Überschrift 'Überforderung vermeiden' eine optimale Verbindung der beiden Themenblöcke ergeben hat." Für Marion Heib schloss sich mit diesem Fortbildungsthema auch ein Kreis, den sie selber vor gut sieben Jahren bei einer Richterfortbildung angestossen hatte: Damals waren die Sportrichter des Verbandes beim Dressurausbilder Ton de Ridder in Aachen zu Gast und ließen sich von ihm über die Bedeutung von Dehnungsphasen im Training informieren. Was für viele Zuhörer de Ridders noch nicht selbstverständlich war, kommt jetzt als praktisches Handwerkszeug im Alltag der Reitlehrer und Trainer an.

Auch von Seiten der Teilnehmer gab es viel Lob für Inhalte und Organisation der Fortbildung: "Sie würden alle sofort nochmal zu diesem Seminar kommen", freute sich Marion Heib anschließend - und vielleicht ist das auch gar kein unwahrscheinliches Szenario: Heibs Nachfolger im Ausbildungsressort, Uli Döing, war ebenfalls in Lindlar mit dabei; das positive Feedback wird ihm nicht entgangen sein.[nbsp]

Foto: Patricia Stroucken