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20. Juni 2015 | VERBAND

Stafettenreiter am Brandenburger Tor

„Wann kann man schon einmal durch das Brandenburger Tor reiten?“ ist unter vielen Berliner Reitern die große Frage. Am gestrigen Freitag gab es dazu die Gelegenheit: Vier Wagemutige fuhren mit Hänger in die Berliner Innenstadt, sattelten ihre Reittiere und machten sich auf zum Brandenburger Tor, um die Grußbotschaft nach Herning zu verlesen.


Was für ein Abenteuer: Niemand wusste genau, wo man in der Berliner Innenstadt eigentlich reiten darf und wo nicht. Und kaum einer wagte es, sich durch den Berliner morgendlichen Berufsverkehr dorthin mit dem Pferd zu quälen. Doch es musste sein - schließlich sollte die Stafette von der WM 2013 stilgerecht vom Brandenburger Tor, wo sie dereinst 2013 an den Berliner Bürgermeister übergeben wurde, nach Herning zur diesjährigen Weltmeisterschaft getragen werden.


Vom Moorhof in Dobbrikow starteten also am Freitag früh Christian Eckert, Michaela und Ronja Haacke sowie Charlotte Erdmann, begleitet von Franz Mayer, Bärbel Eckert und Elisabeth Wetzstein mit Mann mit zwei Hängern, einem Wohnmobil und einem Begleitfahrzeug, um neben dem Tipi am Kanzleramt zu parken. Der Weg dorthin war durch den Berufsverkehr schwer, aber ein zufällig neben uns fahrender Polizei-Hundertschaftwagen hielt die Spur neben uns bis zum Großen Stern frei. Dann endlich am Tipi - das uns freundlicherweise seinen Privatparkplatz für die Hänger zur Verfügung gestellt hatte - luden wir aus. Mit dabei: Journalisten und Fotografen von BILD und B.Z., die den sowieso schon aufgeregten Reitern Fragen stellten und ein Video drehten (hier zu sehen).


Aufgesattelt und los ging es also - etwas verspätet - an der Schlange, die für den Eintritt zur Reichstagskuppel anstand und staunenden Touris. Niemand hätte gedacht, dass an einem Freitag Vormittag um 10 Uhr so viele Touristen am Brandenburger Tor stehen. Und keiner wusste, dass die Polizei bereits für den Christopher Street Day Absperrungen aufstellte, die wir umschiffen/umreiten mussten. Wir kamen dennoch mit unseren vier braven Tieren durch das Brandenburger Tor. Und ja - wir sind wirklich hindurchgeritten. Die Polizisten auf ihren Fahrrädern staunten am Pariser Platz nicht schlecht, waren uns und unserer Botschaft aber sehr wohlgesonnen und schmunzelten nur. Vor allem die Japaner nutzten dieses selbst für Berliner Verhältnisse außergewöhnliche Ereignis und machten massenhaft Selfies.[nbsp]


Was man auf dem Bild nicht sieht: Vor den Reitern und hinter der Kamera waren gut hundert Zuschauer aufgereiht, die Christian Eckert beim Verlesen der Grußbotschaft zuhörten. Sicherlich verstanden sie kein Wort davon, denn es waren alles Japaner, aber das war egal. Als die Fahnen dann wieder eingerollt waren, sollte es weiter durch den Tiergarten gen Westen der Stadt gehen. Doch just in diesem Moment kam eine Demonstration vorbeigezogen für mehr Toiletten an öffentlichen Schulen. An sich auch nichts Außergewöhnliches für Berlin, doch Trillerpfeifen, Sirenen und Co machten dann doch selbst das bravste Islandpferd leicht nervös. Flatterband und sich an die Pferde hängende Touristen kamen noch dazu.


Also schnell über die Straße und den Bürgersteig weiter geritten - nicht ganz so legal Richtung S-Bahnhof Tiergarten. Auf der Hälfte zum großen Stern konnten wir dann in den Tiergarten einbiegen und mussten diese wunderschönen Wege einfach für einen flotten Tölt nutzen. Die Fotografin Elisabeth Wetzstein, die tatsächlich den gesamten Stafettenritt begleitet und dafür ihren Jahresurlaub genommen hat - konnte kaum folgen. Am Burger King am Tiergarten machten wir dann wieder halt. Die Verkäuferin staunte nicht schlecht über diese Gäste am „Drive In“! Und die Journalisten hatten ein tolles Motiv, als vier Cheesburger bestellt wurden.


„Wie fühlt es sich an, durchs Brandenburger Tor zu reiten“ fragte die B.Z.-Journalistin. Ganz ehrlich? Anstrengend! Denn wir mussten mehr auf die Leute um uns rum achten, als auf unsere Pferde. Viele fragten uns am Wegesrand, ob reiten in Berlin denn erlaubt sei. Tatsächlich ist es das auf „öffentlichen Wegen“. Und eins scheint sicher: Die Polizei in Berlin hat sicherlich Wichtigeres zu tun, als vier Reitern mit einer Botschaft im Gepäck ein Bußgeld aufzubrummen. Etwas mulmig war uns dennoch zumute. Vom Tiergarten ritten dann Michaela, Ronja und Christian weiter quer durch Berlin, immer entlang der Parkanlagen und Rasenstreifen, um die Pferdebeine zu schonen. Und immer in Rufnähe (per Telefon) zum Trosser Franz Mayer, der das Hängerfahren in Berlin auch als eine anstrengende Erfahrung quittierte. Aber am Ende kamen alle heil und sogar einigermaßen Trocken an der ersten Station in Seehof westlich von Berlin an.[nbsp]


Und eines ist sicher: So schnell werden Islandpferde wahrscheinlich nicht mehr am Brandenburger Tor auflaufen, um eine Grußbotschaft zu verlesen. Es war abenteuerlich, es war schön, es war anstrengend - aber es hat sich gelohnt! So wie sich die restlichen 26 Etappen für die Wanderreiter lohnen werden. Wir wünschen viel Spaß und viele schöne Momente auf diesem insgesamt 600 km langen Ritt!


Wie es weiter geht erfahrt ihr hier: http://stafettenritt.blogspot.de/

Text: Charlotte Erdmann
Bild: Elisabeth Wetzstein