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25. Juni 2018 | JUGEND

Kategorie "Mein besonderes Pferd" - Svoelnir (Nele Juys)

Sein rotes Fell leuchtet in der Sonne und er läuft in einem zügigen Tempo vor mir her. Er ist Svoelnir – das Pferd, welches mein Leben verbessert.

Seit ich auf der Welt bin ist Svoelnir ein Teil meines Lebens. Er wird nächstes Jahr 27 Jahre alt und keinen Tag kann ich aufhören zu staunen, wie viel Lebenslust in diesem Pferd steckt. Er hat Probleme an den Sehnen und kaum noch Zähne im Maul, doch seine Ausstrahlung ist immer noch die eines jungen Pferdes.

Wenn ich nach einem anstrengenden Schultag und 40 minütiger Busfahrt zum Hof komme, mir sein Halfter nehme, welches wir in den 26 Jahren, die er schon zur Familie gehört, kein einziges Mal ausgetauscht haben, und zum Offenstall laufe, kommt er sofort auf mich zu. Ein einfaches Rufen seines Namens genügt und er lässt alles Futter der Welt liegen und kommt angelaufen. Svoelnir will immer mit, hat immer Lust sich zu bewegen, obwohl wir ihn seit einiger Zeit nicht mehr reiten, sondern wegen seiner Sehnen auf Langzügelarbeit umgestiegen sind.

Das Besondere an Svoelnir ist mit Sicherheit sein starker Charakter. Er ist kein Gaedingar, kein Turnierpferd und auch nicht das typische Kinderpferd. Er testet einen so häufig es geht und hat nicht nur meine Mutter und mich, sondern auch etliche Trainer an den Rand der Verzweiflung gebracht. Wenn der Reiter ihm nicht immer wieder deutlich macht, dass er/sie das Sagen hat, entscheidet Svoelnir.

Trotz seinem „Nierenstein-Zertrümmerungs-Pass“ an der Stelle, wo eigentlich der Tölt sein sollte und seinem Dickkopf ist und bleibt Svoelnir für mich das tollste Pferd, was es gibt und je geben wird. Obwohl er mich, als ich noch ein kleines Kind war, ständig verzweifeln ließ, da er dort lang lief, wo er wollte und heute immer noch manchmal Flausen in den Kopf bekommt und mich hinter sich herzieht, war ich schon immer davon überzeugt, dass er mein Leben in vielerlei Hinsicht verbessert hat.

Ich kann diesem Pferd einfach nicht böse sein, ich vertraue Svoelnir blind und würde alles dafür geben, dass ich noch so viel Zeit wie möglich mit diesem Pony verbringen kann. Wir haben schon so viel miteinander erlebt und ich könnte unzählige Geschichten von ihm erzählen. Geschichten, die die vielen unbeschreiblichen Momente und Gefühle festhalten. Momente, die man am liebsten in einem Marmeladenglas aufbewahren möchte.

Gefühle wie die Freiheit, die ich und mit Sicherheit auch er bei einem Galopp übers Stoppelfeld[nbsp] (ohne Sattel und mit ausgestreckten Armen) gespürt haben, oder beim Ausreiten nur mit Halsring. Gefühle wie die Geborgenheit beim gemeinsamen Dösen in der warmen Spätsommersonne und Gefühle wie das Vertrauen ineinander bei der Freiarbeit. Auch negative Erfahrungen und Tiefpunkte haben wir gemeinsam durchgestanden. Die Diagnose des Tierarztes, dass er verknorpelte Ringbandsehnen hat und nur noch im Schritt bewegt werden darf, die Trennung von seinem Freund Thor, den er seit seiner Jungpferdezeit kennt und einige Zahnziehmomente. Doch auch diese haben uns zusammengeschweißt.

Ich gebe zu, dass ich so sehr an Svoelnir hänge, dass ich mir ein Leben ohne ihn kaum vorstellen kann. Schon seit ich klar denken kann, ist mir natürlich bewusst, dass der Tag kommen wird, an dem ich mich von meinem alten Freund verabschieden muss. Aber so richtig realisieren kann ich es noch immer nicht. Er ist es doch, der mich immer zum Lachen bringen kann, der mir immer eine Schulter zum Anlehnen gibt und der, der mich durch nur einen Nasenstupser glücklich werden lässt.

Mit Svoelnir teile ich auch so viele glückliche Kindheitsmomente, an die ich mich nur noch schemenhaft erinnern kann. Weihnachtsausritte im Schnee, damals noch vor meiner Mutter oder meinem Vater im Sattel, Bobby Car Rennen mit meinem Bruder unter seinem Bauch durch und die ersten Reitstunden im Roundpen mit ca. 3 Jahren.

Svoelnir ist ein besonderes Pferd, auch wenn, oder vielleicht sogar weil er kein Gangtalent hat, kein braves und einfaches Pferd ist und so einige Marotten hat (wie z.B. das Scharren an der Anbindestange weil er Futter möchte), die man ihm nicht abgewöhnen kann.[nbsp] Für mich ist und bleibt er das beste Pferd dieser Welt, das Tier, welches mich am schnellsten glücklich macht.

Svoelnir ist einfach Svoelnir. Gerade jetzt, wo er plötzlich stehen bleibt und sich nach mir umschaut und[nbsp] diesen Blick in den Augen hat, der all den Stress des Alltags verschwinden lässt, wird mir wieder einmal klar, dieses Pferd ist ein besonderes Pferd. Das besondere Pferd meiner Familie, das Pony, welches ich mein ganzes bisheriges Leben begleiten durfte.

Welch ein unbeschreibliches Glück ich mit dir habe Svoelnir. Dafür möchte ich dir danken.

Nele Luys

17 Jahre aus Münster